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03 Oktober, 2007

Hirsi Ali von den NeoCons per Nachnahme nach Holland zurückbefördert - Geizige Holländer peinlich im Geldbeutel getroffen

Watchblog Islamophobie [DE] (siehe oben) beschäftigt sich selbstverständlich auch mit dem Rückkehr Ajaan Hirsi Alis in den Niederlanden und der Streit um der Finanzierung ihres Schutzes. Gestern gab es eine gute Übersicht der ersten Reaktionen in der niederländischen Presse im Watchblog. Heute ist man erstaunt man über die feindlichen, ja hässlichen, Leserbriefen die massenhaft eingesandt werden bei den Tageszeitungen.

Und zu Recht. Noch vor einem Jahre wurde Ajaan Hirsi Ali überschüttet mit (internationalen) Preisen, Auszeichnungen und Ehrenwürden. Aber jetzt, wenn man sie nicht mehr braucht, weil Anti-Islamismus überall akzeptierter Modetrend geworden ist, fängen die erz-geizige Holländer an, ihr alle Vorwürfen zu machen, die wir schon seit Jahren vergebens zum Ausdruck gebracht haben, nur um ihr einen weiteren Personenschütz auf Staatskosten entsagen zu können. Eben in der gutbürgerlichen NRC, sind rassistische und sexistische Bemerkungen an Frau Alis Adresse bei den Briefschreibern nicht selten.

Dass dabei zugleich auch mehrmals eine starke Abneigung gegen der Bande der intellektuellen Ali-Verehrern wie Leon de Winter, Afshin Ellian und Geert Wilders zum Ausdrück kommt, möchte man werten als eine positive Beiwirkung eines übrigens schamhaftes Vorgehens.

Meine Meinung ist, wie ich auch im Watchblog (siehe Unten) und (in NL) im Huibslog und in der NRC-Diskussion zum Ausdruck gebracht habe, dass Hauptverantwortlicher für die Impasse über Hirsi Ali's Schutzbedürfnissen, die rechte Liberale Partei VVD ist. Eine ihrer Häuptlingen, Frau Neelie Kroes (jetzt Eurokommissar für Konkurrenz), hat 2002 Hirsi Ali in einen VVD-Parlamentzsitz katapultiert, nur, um sie als Geheimwaffe gegen die Populisten Pim Fortuyns einzusetzen, und, ohne sich selbst hervorzuwagen, ihre Partei auf billigen Weise einen anti-islamischen Status zu geben.

Dieses populistisches Opportunismus hat seinen Preis. Rechts von der VVD, ist Ali-Freund Geert Wilders 2006 mit mehr als 10 Sitzen im 150 Mitglieder starken haager Parlament eingezogen. Die VVD musste ihren Regierungsposten aufgeben. Ali-Freundin Rita Verdonk, bis 2006 VVD-Ministerin für (oder besser: gegen) Immigration, Flüchtlingen und Integration, hat sich vor einigen Wochen von der VVD abgeschieden und bereitet auch eine neue Rechtspartei vor.

Eigentlich sollte zu diesen Schaden der VVD auch addiert werden: Ihre Verantwortung für die Sicherheit ihres früheren Freischützes. Aber auf diesem Punkt hat entweder die VVD, noch ihre Mitglieder und Spender, sich zu zahlen bereitgestellt. Nur in zwei oder drei der NRC-Leserbriefen (den Meinigen mitgerechnet) wird diese Zusammenhang erwähnt.

Ich bin der Meinung, dass, wo die VVD und Alis amerikanische Arbeitgeber (das Cheney-geführte neokonservative American Enterprise Institute in Washington DC, lese am Ende dieses Artikels) sich der Zahlung für Schutz verweigern, der niederländische Staat einen Ehrenschuld hat an die von der Politik missbrauchten Frau, und dass sie, wiesehr ich auch ihren Meinungen verwerfe, unter passendem Schutze Rede- und Bewegungsfreiheit bekommen soll.

Unten, mein Kommentar von Gestern in der Watchblog Islamophobie:

  1. jolly rogers Says:

    Unglaublich, wofür der holländische Staat sein Geld so rauswirft. Ist das denn mit neoliberalen Grundsätzen vereinbar? Sollte man Frau Magan nicht besser eine Knarre in die Hand drücken und sagen “Sieh, wie du zurecht kommst?”

  2. bigberta Says:

    Man sollte Frau Magan generell sagen, “sieh zu, wie Du zurecht kommst”. Zur Erinnerung hier noch mal das Video:
    http://www.veoh.com/videos/v530717FZXWdAkG

  3. Huib Says:

    @jolly rogers
    Nein, ich bin der Meinung dass Ajaan Hirsi Ali Anspruch auf Schutz hat. Frau Halsema (Groen Links) hat Recht. Die konservative und fremdenfeindliche Parteien haben sie Jahrelang ausgebeutet und haben sich klammheimlich hinter sie und ihren radikalisierenden Auffassungen versteckt. Weil die niederländische Gönner Hirsi Alis die Verantwortung für ihre Situation nicht auf sich nehmen, muss es nun einmal der Staat tun.

    Hirsi Ali’s Flucht in den USA hat angefangen mit ihrem Rauswurf aus einem Haager Wohngebäude deren Mitbewohner (vermutlich übrigens meistens Anhänger der VVD und PVV, die rechten Populisten die Hirsi Ali so bewunderten) sich verunsichert fühlten vom Hin und Her des alischen Schützstaffels.
    Anscheinend, waren ihre niederländische Gönner im Mai 2006 der Meinung, dass die Mohrin ihre Schuldigkeit getan hatte, und gehen konnte. Onkel USA schien die Lösung zu bringen. Aber das hat nicht geklappt.

    Selbstverständlich, sollten VVD und PVV und ihre Finanziers den Schutz bezahlen. Aber, weil sie es nicht tun, und weil es nicht möglich ist, sie dazu zu zwingen, tritt seit Mai 2006 die LINKE demokratische Parteienschaft für sie und ihre Sicherheit auf. Nicht weil man etwa ihre Ideen umarmt hätte, sondern weil es um die Verteidigung der Redefreiheit geht. (Manifest von zwölf linken Intellektuellen und Artisten, Mai 2006, gegen Alis Entbürgerung von VVD-Immigrationsministerin Verdonk).

    Meiner Meinung nach, sind die neue Auffassungen Hirsi Alis (Anstachelung von Volksbewegungen gegen Muslimen und Moscheen, wozu sie aufrief in der Pepperdine Konferenz am 11. Juni 2007), der wahre Grund für ihren Entfernung aus Washington. Die NeoCons des American Enterprise Institute mögen keine antiklerikale und antireligiöse Radikalisierung.
    Washington hat einfach das unerwüschte Paket an den Absendern zurückgeschickt. Wenn es nicht so tragisch wäre, würde ich meinen aufrichtigen Schadenfreude um die Holländer und ihren unerwünschten Elephant im Porzellanschrank, hier zum Ausdrück bringen.
    Zahlen sollen sie! Vielleicht denkt man dann besser nach, bevor man versucht, sich billigstens eine Jeanne d’Arc auf Holzschuhen einzukaufen.

Man kann ruhig unterstellen, dass es noch andere Ursachen gibt für Hirsi Alis Zurückfahren nach Holland. Das AEI, wo, so der NRC von heute, "Hirsi Ali nicht bei Jedem Mitarbeiter ebenso geliebt" sei, hat ihr schon am Anfang, im vorigen Jahr, verboten, um im Namen des Istituts ihren Islamtheorien zu verkünden. Sie soll sich beschränken auf "Terrorismus-Analyse". Was wahrscheinlich heisst, dass sie die blutige ethiopische Invasion (2006, mit amerikanischem Luftstutz) in Somalien (Mogadishu) zu Günsten ihres stammverwandten Regierungspräsidents und seinen Marionettenregierung, die von Warlords duchsetzt ist, vom AEI aus "begleitet".

Die meisten Neokonservative sind aber nicht ganz entzückt vom antireligiösen Extremismus der "Gefesselten Jungfrau" (The Caged Virgin - Ajaans vorletztes Buch). Ihre Verbindung mit tollgewordenen Anti-Islamisten (und Anti-Europäer) wie Daniel Pipes und Mark Steyn, passt gar nicht in der Vision des "Amerikanischen Jahrhunderts" des neokonservativen Zentralkomitees.

Man hat die "gute" Gelegenheit angefasst, um den dummen Holländern ihren einstigen Jeanne d'Arc, die ja schon jenseits der äussersten Konsumdatum ist, per Nachnahme zurückzuschicken...

(Wurde gleichzeitig im huibslog veröffentlicht)

1 Kommentar:

  1. Danke für die Aufklärung und freundliche Zurechtweisung, Huib! :-)

    Gruß Jolly Rogers

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