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19 Februar, 2007

Bigberta [DE] übersetzt meine Observationen zur häuslichen (Alters-)Krankenpflege...

Nachfolgendes mit herzlichen Dank an Mitbloggerin Bigberta aus Bayern, die es unternahm, um meine Kommentare zur holländischen Chaos der Privatisierung der häuslichen Krankenpflege ins Deutsch zu übersetzen:


Huib Riethofs weitere Überlegungen zur Altenpflege - und meine auch...

So liebe ich die Bloggerei!

Mein höchstgeschätzter Co-blogger Huib Riethof hat sich in seinem mehrsprachigen blog weitere Gedanken gemacht, die ich gerne hierhin übernehme.

Da es im neuen Focus diese Woche auch eine sehr gute Titelgeschichte zum Thema gibt, trifft das sicherlich einen Nerv.
Hier ist der Link zur Online-Version mit einer Menge weiterführender Infomationen:

Huib schreibt:
Bei der Privatisierung der häuslichen Krankenpflege (besonders wichtig für ältere Familien, die gerne noch zu Hause bleiben möchten, und die mitdem keine Plätze im Alternheim beanspuchen, was global gesehen, eine grosse Ökonomie darstellt), geht es in Holland oft wie folgt: Eine Stadt, verantwörtlich für die häuslichen Krankenpflege, muss eine europäische Ausschreibung veranstalten. Bis jetzt, wurde die häusliche Krankenpflege besorgt von einer e.V., wie das gelbe oder grüne Kreuz, die nicht profit-gerichtet sind. Die Stadt ist verpflichtet worden, um das billigste Angebot anzunehmen. Schreibt sich ein, eine, z.B., polnische, Firma die 30% billiger ist als alle Andere. Sie hat kaum diplomierte PflegerInnen im Personalbestand. Aber de Stadt ist doch verpflichtet ihr die Zuschreibung auszustatten. Statt eine Diplompflegerin, kommt jetzt täglich eine Haushaltshilfe täglich zur Wechslung von, z.B., der Beinbinden der alte Frau. Wenn es Probleme gibt, kann sie sie nicht signalisieren, wie eine Diplompflegerin es getan hätte. Folge: Mehr Krankenhausaufnahmen, und schlechtere Gesundheitszustand der abhängigen Bevölkerung.
Daneben, gibt es die oben signalisierte Maffiapraktiken. Krankenpflege ist kein marktgesteuertes Business.


Gottseidank gibt es so etwas wie die Ausschreibung eines Gruppenvertrages mit der Krankenkasse in Deutschland noch nicht, aber was es sehr wohl gibt (auch bei den "großen" Organisationen), ist, daß es, ähm, nicht immer examinierte Kräfte sind, die pflegerische Arbeiten verrichten, wobei man natürlich sagen muss, dass das zum Teil auch in der Natur der Sache liegt. Nach meinem Eindruck ist nur das Ausmass unterschiedlich, aber gemacht wird es überall.

Um nochmal auf den Film "2030, Aufstand der Alten" zurückzukommen: das Drehbuch basiert genau darauf: irgendeine Regierung in der Zukunft privatisiert die komplette Versorgung ihrer Senioren - also so abwegig, bar911, ist das nicht, dass das auch in Deutschland oder anderen Ländern passiert.

Ein weiteres Detail ist mir aufgefallen:
Mein Dad - und früher meine Mutter bekommen/bekamen gelegentlich Essen auf Rädern der Firma apetito. Für einen Einheitspreis von jeweils 6,29 oder 6,79 Euro kommt jeweils ein komplettes Mittagessen Diabetes-Diät. so z.B. Kasseler in Soße mit Sauerkraut, oder Fischauflauf, oder Putenrollbraten in feiner Sahnesoße. Ich frage mich, ob das ein normaler Preis ist, oder subventioniert. Nun gut, die Truppenverpflegung der Bundeswehr kostet pro Mittagessen 2,64, aber ich denke, das ist nicht der Maßstab.
Jetzt bemerke ich, daß die Firma häufiger mit Werbespots im Fernsehen zu sehen ist, so zum Beispiel hier, und auf der website kann man sehen, dass das Seniorenessen nur eine Aktivität unter mehreren ist.

Ob jemand nachvollziehen kann, warum mich das stört, oder ist das jetzt übertrieben???

Huib schreibt weiter:
Häusliche Krankenpflege soll eine der Ausnahmen darstellen in der europäischen Dienstenrichtlinie: Sie soll von nicht-profitgerichteten, professionell begutachteten, Organisationen verübt worden.
Wie ich bereits geschrieben habe, drängen jetzt vermehrt osteuropäische Organisationen auf diesen "Markt", und die Frauen scheinen auf den gleichen "Vertriebswegen" zu kommen, wie das Personal für's Rotlicht-Millieu. Examina? Es gibt Länder, da kann man Examina kaufen, oder zumindest einen Prüfer "motivieren", etwas weniger streng zu sein, *hust*. Zumindest in Deutschland - das habe ich aus dem Focus gelernt - kann man sich bei den Verbraucherzentralen über die Heime informieren. Da 80% der Heime in deren Listen verzeichnet seien, sei es schon eine Info, wenn man das Heim dort nicht auffindet. Der Pflegedienst meines Vaters betreibt Qualitätsmanagement
d.h., man kann sich entweder vom Tüv (jaja...) oder von anderen Organisationen oder Firmen.

Offensichtlich ist die - *hüstel* - Marktorientierung der häuslichen Pflege in den Niederlanden schon weiter fortgeschritten.
2. Im Quartier, kann man kooperative, wechselseitige, Organisationen zustandebringen, die, von der Bevölkerung kontrolliert, diese Aufgaben erfüllen mit lokalen MitarbeiterInnen. Die -im Moment noch theoretische- "Wahlfreiheit" der Pflege-Konsümenten könnte dazu eingesetzt werden.

Übrigens kommt auch klar hervor aus dem oben übersetzten Berichte, dass die grosse Pflege-Organisationen die den "Markt" der Gesundheit seit 1.1.2006 in den Niederlanden beherrschen, nicht im Stande sind, die notwendige Kontrolle auszuüben über das "Kleingut" der häuslichen Krankenpflege. Eine staatliche Inspektion, bestattet mit weiten Befügnissen, wäre notwendig. Das wäre äusserst kostspielig. Besser, also, wäre es, die alte Situation wiederherzustellen, und die Kenntnisse und das savoir-faire der HauspflegerInnen wieder anzubohren!


Ich fürchte fast, man bekommt diesen Problembereich nur gesamteuropäisch in den Griff, oder überhaupt nicht.

Danke, Huib, für die Horizonterweiterung!

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