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28 Oktober, 2006

UMTS Roaming: Besser mit Vodafone?

Der Spiegel, unangenehm überrascht von den astronomisch hohen Kosten des UMTS-Roamings eines seiner Korrespondenten während der Tour de France im Sommer, spannte sich ein, um ein europäisches Skandal anzuprangern. Wir berichteten darüber am 25. September 2006, hier, in "UMTS-Roaming: Nur für Millionäre?".
Inzwischen haben Hunderte von Spiegel-Lesern ihren Beifall angezeigt. Mitdem gibt es, wie wir verhofften, eine feste, aber fast unnatürliche, Allianz des In-Europa-Zuhause Autors mit Freihandels- und Freimarkt-Fans.

Warum verfolgen wir das Europa-Roaming mit Handy und UMTS so genau? - Weil es sich dabei ein handfeste Kriteria ergibt betreffs:

1. Konsümentenschutz durch Marktlöckerung,
2. inwiefern die EU-Kommission unabhängig ist von de Grossbetrieben, und
3. inwieweit die Konsümenten sich durchsetzen können gegen Grossbetrieben die Media und Markt beherrschen.

  • Re 1.: Es ist sonnenklar, dass die UMTS- (und Roaming-) Anbieter nicht eine Marktlöckerung anstreben, aber dass sie festhalten an einer nationalbedingt-kompartementalisierten, also rückständigen, Marktordnung, die es ihnen ermöglicht, die Konsümenten zu zwingen, sich bei einem nationalen Anbieter einzuschreiben, die ihnen (anerkannt) viel zu hohen Tarife anrechnet bei Verwendung der Netzen ausländischer Anbietern. Eben, wenn es sich handelt um einen ausländischen Partner, der im selben multinationalen Netzwerk ist als der eigene Lieferant. Die Streit die die Handy- und UMTS-Betriebe jetzt ankürbeln gegen die Europakommission (die Maximum-Tarife erzwingen will), ist eine konservative Aktion, nur geeignet, um sich die Vorteile einer unzulänglichen, weil bürokratisch kompartimentalisierten, Markt so lange wie möglich zu sichern.
  • Re 2.: Die Massnahme der Kommission, obwohl schon angekündigt, bedarf der Zustimmung der Regierungen der Mitgliedstaaten im Europarat. Mehrere Regierungen fürchten Nachteile für ihren nationalen Telekom-Betrieben, die nicht mit andern Betrieben in andern Mitgliedstaaten vernetzt sind. Sie möchten ihren nationalen Konzerne beschützen. Die Medien-Aktivität von Grossbetrieben wie Vodafone ist jetzt darauf gerichtet, diese Vorurteile zu verstärken und durchzusetzen. In At Home in Europe berichteten wir über so einer Intervention seitens Vodafone im Financial Times (24. September 2006).
  • Re 3.: Die Europäische Union wird fortdauernd von Euroskeptikern angegriffen. Hier gibt es eine Sache, die vielen Europäern anbelangt. Sich durchzusetzen, heisst für die Europakommission, aufkommen für eine richtige Marktfreiheit (wie im Falle der Banken, die Tarife zu handhaben gemöcht hätten, in 2002, bei Wechsel von Euro in Euro bei internationalen Überweisungen innerhalb der Eurozone!). Ebenfalls, würde eine konsequente Tarifstellung für Handy-Roaming und UMTS-Roaming nur logisch und ökonomisch (Lissabon!) effizient sein. Wenn es nicht gelingen sollte, hier normale Tarife einzuführen und eine gesunde internationale Konkurrenz anzustacheln, woanders würde es dann gelingen? Es ist die Mutter aller Testcases!
Und hierunter zeigen wir, was Der Spiegel.com (Archiv, €€) zu melden hat:
UMTS-AUSLANDSKOSTEN
Vodafone will's billiger machen

Das mobile Datennetz UMTS ist nur höchst eingeschränkt europatauglich - wer nicht aufpasst, hat nach einem Auslandsaufenthalt schnell einige Tausend Euro ersurft, egal bei welchem Anbieter. Vodafone will nun mit einem neuen Tarif für Transparenz sorgen.

Als SPIEGEL ONLINE vor einigen Wochen über die horrenden Summen berichtete, die UMTS-Nutzung im Ausland schnell kosten kann, war die Empörung groß. An die Hundert Leser schickten eigene UMTS-Rechnungen und Berichte über eigene bittere Erfahrungen mit den Mobilnetz-Kostenfallen an Europas Grenzen ein. Vodafone, in Deutschland Marktführer im Bereich UMTS, hat soeben einen neuen Tarif angekündigt, der das Reisen mit dem mobilen Netz finanziell sicherer machen soll. Der sogenannte "WebSessions Tarif" soll ohne monatlichen Basispreis auskommen, auch im Ausland Kostentransparenz garantieren und die Nutzung soll auch ohne Vodafone-Vertrag möglich sein. Dazu soll beitragen, dass es mit der neuen Methode nur möglich ist, sich in ein Vodafone-Partnernetz einzubuchen - denn die größten Kosten entstehen, wenn der ausländische Anbieter keinen Roaming-Vertrag mit dem hiesigen Netzbetreiber abgeschlossen hat.
Schon gut. Aber diese "Transparenz" gibt es schon. Meine belgische Vodafone-Filiale gibt klar und deutlich an, dass ich für jede Mio. Bytes € 14,- zu bezahlen habe... Spiegel.com führt fort:

Im Ausland sollen 15 Minuten 8,72 Euro kosten, 2 Stunden soll man für 15,54 Euro online bleiben können.Knapp dreißig Euro für einen Tag online seinVolle 24 Stunden kosten 28,22 Euro. Während des gebuchten Zeitraums sollen dann alle Verbindungen ohne weitere Zusatzkosten möglich sein. Die gleiche Option für gelegentliche Nutzug gilt auch im Inland - zu niedrigeren Preisen. 24 Stunden sollen im Inland etwa 17,49 Euro kosten.Die Auslandsoption gilt zunächst in 14 Ländern Europas, darunter Frankreich, Italien und Großbritannien. Westeuropa ist bis auf die Kleinstaaten weitgehend abgedeckt, weitere Länder sollen ab Januar 2007 folgen. Sensationell preisgünstig ist das neue Auslands-Angebot nicht, für den Dauereinsatz während eines längeren Auslandsaufenthaltes ist es immer noch zu teuer.
Das 24-Stundentarif gilt nur 24 Stunden. Wenn man länger im Ausland ist, und jeden Tag, z.B., seinen Mails empfängen möchte, aber nicht mehr als eine Stunde täglich am Klavier verbringen will, hat es keinen Sinn. Übrigens werden noch immer die Konsümenten der "Kleinstaaten" (Belgien, Niederlände, Dänemark, usw.) diskriminiert. Und es sind diejenige, die am Meisten eine bezahlbare Auslandszugang zu de Handy- und UMTS-Netzen benötigen, weil so Vieles sich für denen ausserhalb des nationalen Grundgebietes abspielt... Spiegel.com sagt:

An die preisliche Attraktivität des - allerdings zeitlich begrenzten - Angebotes eines italienischen Anbieters reicht das Angebot allerdings nicht heran. Vodafones Konkurrenten, deren Kunden bei Auslandsreisen mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, planen im Augenblick keine konkreten Tarifänderungen.
Ein E-Plus-Sprecher teilte auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE mit: "Wir versuchen immer, Tarife günstiger und für den Kunden attraktiver zu machen. Konkrete Schritte kann ich aber im Augenblick nicht ankündigen." Bei O2 heißt es: "Wir evaluieren derzeit verschiedene Tarifmodelle." Man könne sich vorstellen, im nächsten Jahr ein überarbeitetes Angebot auf den Markt zu bringen. Eine Stellungnahme von T-Mobile, dem vierten Marktteilnehmer im Bereich Mobilfunk, steht noch aus.
Es "steht noch aus". Man möchte sich nicht in die reale Diskussion hineinreissen lassen.

Vorläufig, ist die einzige Debatte die die Telekom-Anbieter Europas führen möchten, die irreführende Diskussion über die Europakommission-Massnahme. Demagogische Argumente über "Bürokratisierung" sollten erst ihre Wirkung haben.
Ich setze darauf, dass die unabhängige Blogger Europas (die selbst zu den grössten Opfern der Parasitären Tarifpolitik der Telekoms zählen), unaufhörlich die falschen Standpunkte der Telekom-Anbieter angreifen werden, dadurch eine Diskussion in den Mainstream-Medien auslösen (wie im Spiegel, jetzt) und die Parlamentarier dazu bringen, ihren Regierungen zur Unterstützung der Europakommission zu veranlassen.
Es ist nicht unschwierig, aber es könnte gehen!

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