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28 September, 2006

Die grosse Toleranz der Preussen

CDU-Innenminister Wolfgang Schäuble gestern in seiner Regierungserklärung:
Deshalb habe ich gestern mit der Deutschen Islamkonferenz in der Orangerie im Schloss Charlottenburg den ersten institutionalisierten Dialog zwischen dem deutschen Staat und den in Deutschland lebenden Muslimen eröffnet. Das Schloss Charlottenburg - auch das darf man sagen -, Ende des 17. Jahrhunderts erbaut, erinnert an die große Toleranz der preußischen Dynastie

(Steffen Reiche (Cottbus) (SPD): Und der Bürger!)
ja, der Bürger, aber auch der Dynastie - und war ein guter Ort, um diesen Dialog zu eröffnen.
Na ja, ich habe nichts dagegen, wenn man die Wille zur Toleranz feiert mit Verbindungen zur Geschichte. Friedrich der Grosse, denn es ist dieser Preussenkönig um wen es sich hier handelt, empfing Tausenden Huguenoten, Protestanten die aus Frankreich vertrieben waren von Ludwig XIV. Zeitweilig, hat er eben den "Antichrist" Voltaire am Hofe in Berlin Unterkunft geboten.
Aber Leute "vertragen" (tolerieren) ist etwas anderes als die Macht, das Raum, und die Kultur mit ihnen teilen.
Leute tolerieren, nur wenn (und solange) es dich gut auskommt, wie es geschah mit den Huguenoten, die nach das kleine, agrarische Berlin, Handelskontakte und Kulturelles Leben mitbrachten und die vermutlich ein willkommenes gegengewicht stellten gegen den Bestrebungen des ländlichen Adels und der Juden - das kam nicht aus einem humanistischen Toleranzprinzip hervor, aber nur aus Machtspolitik. Es gab im Anfang des achtzehnten Jahrhunderts Raum in Überfluss in und rund Berlin, nicht im geringsten weil grosse Teile der ursprünglichen Bevölkerung durch Intoleranz vertrieben worden waren.
Im Moment, als Voltaire anfing politischen und moralen Einfluss auszuüben in Berlin, war Friedrichs Toleranz vorbei. Voltaire musste schleunigst nach die Schweiz zurück.

Tolerieren ohne teilen, ist eine Tradition, worauf alle Intoleranzen sich rühmen können.

Die im Orangerie anwesenden Türken können sich rühmen auf die Tausenden sephardischen Juden (aus Spanien vertrieben) die sie nach 1492 "toleriert" haben, aber nur wenn sie sich in griechischen oder bulgarischen Teilen des ottomanischen Reiches ansiedelten.

Nein, die Wahl der Orangerie als Versammlungsort, macht die deutsche Kultur nicht zum Leitkultur in Toleranz. Wäre Weimar, auf der West-östlichen Diwan, nicht besser gewesen?

(Zitat Schäuble kommt aus dem Text, veröffentlicht von BigBerta, in ihrem blog, 28. September 2006)

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