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24 April, 2007

Guantanamo-Opfer: Murat Kurnaz aus Bremen

BigBerta schreibt heute ein persönliches und rührendes Zeugniss über die fast fünf Jahren die der bremer Türke Kurnaz verbrachte in Kandahar und in Guantanamo. Er war für ein Kopfgeld von 3000 $ von der pakistanischen Polizei an den Amerikanern 'verkauft' worden, als er Dezember 2001 von einer Pilgerreise nach pakistan nach Hause zurückkehren wollte.
Hier sind die wichtigste Teile:

Murat Kurnaz - Fünf Jahre meines Lebens

Auf das Bild klicken
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Ein zutiefst menschliches Buch
Alle möglichen Bauchredner haben sich immer wieder zum Fall Kurnaz geäussert, und ich habe die ganze Zeit vorgeschlagen, man möge ihn doch selber zu Wort kommen lassen. Das geschah zunächst bei Beckmann. (YouTube, HR) Mittlerweile hat es einen Bundestagsausschuss gegeben, und auch, wenn man sich nicht auf einen Schuldigen einigen konnte, so scheint es doch jetzt sicher zu sein, dass Kurnaz ohne jedes Recht fünf Jahre seines Lebens gestohlen wurden.

Der Ghostwriter, Helmut Kuhn, hat hervorragende Arbeit geleistet, denn, wer Kurnaz seinerzeit bei Beckmann hat reden hören, hört seine Stimme auch aus dem Geschriebenen: einfach, ruhig, ohne anzuklagen. Ich gebe zu, zunächst hatte ich auch gefragt, was Kurnaz dazu bewogen haben möge, in Pakistan den Koran zu studieren, ob es denn in der Türkei keine Koranschulen gäbe - nun, hier erklärt er es selbst und für mich wird es stimmig:
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Er hatte sich zunächst bemüht, an das Mansura Islmic Center in Lahore zu kommen, eine Einrichtung die von Syed Abul A’ala Maudoodi gegründet worden war. Hier ist die Darstellung auf der website,
Zunächst hatte Kurnaz eine Entwicklung ohne Perspektiven durchlaufen, die - wie bei Freunden auch - in Marginalisierung und Kriminalisierung hätte enden können. Dann fing er an, sich zu fragen, wie er dieser Entwicklung entgehen könne. In Bremen war die Tablighi Jamaat aktiv, die hier in Europa kontrovers diskutiert wird, jedoch z.B. von amnesty international und dem prominenten französischen Orientalisten Olivier Roy ein gutes Zeugnis ausgestellt wird. In Paris, z.B. hat sie den dortigen Behörden geholfen, die Jugendkrawalle im vergangenen Jahr zu de-eskalieren.
Kurnaz hatte mittlerweile ein Mädchen geheiratet, das einen Ruf als fromme Muslima hatte und wollte, bis seine Frau in Deutschland eintraf, seine von ihm jetzt starke empfundenen Defizite in islamischem Wissen und islamischer Praxis schließen. Er beschreibt das erste Zusammentreffen:
[..]
Nun, die Richtung von Maududi ist nicht die meine, und man kann natürlich anführen, daß die Stadtverwaltung von Paris sich geirrt hat, als sie die Tablighis um Hilfe bat - aber falls sich die Stadtverwaltung von Paris schon irrt: wie soll sich da ein Murat Kurnaz nicht irren?

Kurnaz zieht mit Freunden von Moschee zu Moschee - kauft Geschenke für die Familie zu Hause ein, will am letzten Gültigkeitstag seines Rückflugtickets nach Hause fliegen und wird aus dem Bus heraus verhaftet.

Ich bin verkauft worden. Für ein Kopfgeld von 3.000 Dollar. Das haben sie mir in einem der endlosen Verhöre selbst bestätigt.

Er kommt in eine Hölle, die Dante's Inferno nahekommt, denn, wer in Guantanamo ist, kann ersteinmal auch alle Hoffnungen fahren lassen. Wer das Buch liest, erfährt von willkürlichen Amputationen, 96-jährigen, blinden Gefangenen, Immediate-Response-Teams, die auch schon mal Gefangene töten, sowie einem System, das auf Willkür basiert - und der unendlichen Angst der Bewacher. Doch eines ist das Buch nicht: eine Anklage. Das macht es so lesenswert.

1 Kommentar:

  1. Erfahrungen aus erster Hand sind auf meinem Blog zu finden.
    Aussagen eines ehemaligen Gunantamo Gefangenen

    http://murat-kurnaz.blogspot.com/

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